Starke Wirtschaft. Gutes Leben

WFG - Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein mbH

Auf dem Weg zur Regiopolregion?

01.10.2018

Die Ausgangssituation ist eigentlich klar: Es geht darum, ein Gegengewicht zu schaffen zu den boomenden Metropolregionen Köln-Bonn und Frankfurt-Rhein-Main.

Man will nicht zwischen ihnen zerrieben werden. Die Lage mit all ihren Vorzügen zwischen beiden Metropolen ist das eine, sich als Region Gehör zu verschaffen im Konzert der vermeintlich Großen etwas anderes. Ist die Gründung einer Regiopolregion des Rätsels Lösung und damit das strategische Instrument, um die Region zukunftsweisend zu positionieren?

Besondere Förderungen möglich
Als Regiopole, so die Fachliteratur, gelten kleinere Großstädte außerhalb von Metropolregionen, die als Oberzentrum der Mittelpunkt
der regionalen Entwicklung, Wissenschaftsstandort und Anziehungspunkt der ländlichen Umgebung sind. 33 deutsche Städte gelten als potenzielle Regiopolen, darunter Paderborn, Rostock, Münster, Ulm oder eben Koblenz. Mit dem jeweiligen Umland bilden sie eine Regiopolregion. Was kann, was soll eine Regiopole bewirken? Die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) erkennt die Entwicklungs- und Versorgungsfunktionen der kleineren Großstädte für ihre Verflechtungsbereiche außerhalb von Metropolregionen an. Das heißt auch, dass Regiopolen-Initiativen besonders gefördert werden können. Und: Es kann zu einer Konzentration von politischen und ökonomischen Entscheidungs- und Kontrollfunktion kommen wie zum Beispiel in der Städteregion Aachen: Hier spricht man zwar nicht von einer Regiopolregion, allerdings hat der gleichnamige Gemeindeverband aus der Stadt Aachen und neun umliegenden Städten 2009 die Rechtsnachfolge des Kreises Aachen angetreten, dessen Aufgaben und Personal übernommen.

Mehr als gemeinsames Marketing
Ein anderes Beispiel, das der Region Koblenz-Mittelrhein strukturell
näher kommt, ist Paderborn. Nach „außen“ will man sich hier als Gegenpol zu den Metropolregionen entwickeln, Menschen und Unternehmen neue Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Nach „innen“ soll sich der stadtregionale Verflechtungsraum unter Betonung der Individualität und Unterschiedlichkeit der Kommunen und Teilräume entwickeln. Die regionale Anziehungskraft soll urbane und ländliche Räume, prosperierende und stagnierende Standorte stärken. Ganz praktisch geht es dabei um strukturpolitische und siedlungsstrukturelle Weichenstellungen. „Die Handlungsfelder reichen dort von Siedlungsentwicklung und Wohnungsmarkt über Mobilität, Verkehr, Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Bildung, Daseinsvorsorge, Gesundheit, Sport und Kultur bis hin zu Verwaltungskooperationen“, erläutert Henning Schröder, Geschäftsführer der WFG am Mittelrhein. „Ein solcher Ansatz geht weit über eine gemeinsame Marketingstrategie hinaus, die natürlich auch Bestandteil der Arbeit in einer Regiopolregion sein muss“, so Schröder.

Ansätze gibt es schon
Als kommunale Akteure für die Zusammenarbeit in einer Regiopolregion neben der Stadt Koblenz als Gravitationszentrum könnten die Landkreise Mayen-Koblenz und Teile der Landkreise Neuwied, Westerwald, Rhein-Lahn und Rhein-Hunsrück sowie Cochem-Zell ausgemacht werden. Die Logik hinter dieser Einschätzung ist einfach: mit zunehmender Distanz zum Zentrum Koblenz nimmt die Gravitationskraft ab und die Bedeutung anderer Zentren, wie z.B. Bonn, Trier oder Siegen, überwiegt. Die Pendler- und Einkaufsströme sind dabei zwei Variablen zur Abgrenzung der Regionen. Teilweise gibt es bereits seit vielen Jahren vorbildliche Kooperationen und gemeinsame Projekte, sei es der gemeinsame Industriepark an der A 61, den der Landkreis Mayen-Koblenz, die Stadt Koblenz sowie die Gemeinden Kobern-Gondorf und Bassenheim betreiben, sei es die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald oder auch der Verkehrsverbund Rhein-Mosel.

Was kommt bei den Menschen an?
Die Regiopolregion, davon ist man bei der WFG überzeugt, muss erkennbare Attraktivitätssteigerungen bringen – auch, um Akzeptanz
bei den Unternehmen in der Region zu fördern. Hilft die Regiopolregion beispielsweise dabei, Fachkräfte in die Region zu locken? Denkbar ist es: Ein nutzerfreundlicher und kostengünstiger ÖPNV könnte ein Schritt sein. „In Verbindung mit attraktiven Wohngebieten in der Fläche wird der Wohnungsmarkt insgesamt entspannt, weil mögliche Flächenpotenziale in der Region genutzt werden können“, erklärt Schröder. Auch in Sachen Flächenpolitik für Gewerbe und Wohnen sieht er neue Möglichkeiten, schließlich gebe es bereits interkommunale Gewerbegebiete mit vertraglich vereinbartem Vorteilsausgleich. Gleichwohl: Mit ambitionierten Ansätzen für die Ausgestaltung steigen auch die Hürden für die Umsetzung. Schließlich sollen alle Beteiligten auf Augenhöhe und in einem Klima von gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung agieren können. 

Mit behutsamen Schritten beginnen
Bei der WFG kann man sich daher eine Roadmap Richtung Regiopolregion vorstellen, die auf Bestehendem aufbaut: „Wir werden zunächst das Thema Regionalmarketing bearbeiten und sollten in einem Gutachten einen Vorschlag zur Abgrenzung der Region erarbeiten lassen“, sagt Henning Schröder. Klar ist, wir leben hier in einer wunderbaren Region, die attraktiv ist. Der neue WFG-Slogan für den Landkreis „Starke Wirtschaft – Gutes Leben“ bringt diese Attraktivität und Vielfalt zum Ausdruck. Es kann daher nicht falsch sein, sich in der Region zur Zusammenarbeit zu vereinbaren, um mit einer ähnlichen Botschaft selbstbewusst aufzutreten und zu werben.
 

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Matthias Nolte, Nolte Werkzeugbau GmbH zum Fachkräfte-Film