Wirtschaft aufgeschlossen für Flüchtlinge
18.11.2015
Die rheinland-pfälzische Wirtschaft zeigt
sich sehr offen für die Beschäftigung von Flüchtlingen. Das belegt eine
Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land. Die IHKs haben
vor dem Hintergrund des anhaltend hohen Zustroms an Flüchtlingen ihre
Mitgliedsunternehmen befragt. Rund Tausend Betriebe aller Größen und
Branchen haben sich an der Umfrage beteiligt.
Mehr
als Dreiviertel aller befragten Unternehmen würden demnach Asylbewerber
und Flüchtlinge einstellen, 58 Prozent planen sogar konkret eine
Beschäftigung. „Die Unternehmen sind bereit, ihren Beitrag zur
Integration der Flüchtlinge zu leisten“, sagt Arne Rössel, Sprecher der
IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz und Hauptgeschäftsführer der IHK
Koblenz. „Sie sind sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst
und möchten dieser gerne nachkommen.“
Damit
Flüchtlinge allerdings schnell in Ausbildung und Arbeit kommen, müssen
aus Sicht der Befragten noch einige Hürden genommen werden. Acht von
zehn Unternehmen empfinden die mangelnden Deutschkenntnissen der
Flüchtlinge als maßgebliches Beschäftigungshemmnis. Problematisch sehen
sie zudem die Unklarheit über die Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge sowie
die eigene Unkenntnis über die rechtlichen Regelungen.
Von
zentraler Bedeutung für die Beschäftigung von Flüchtlingen seien der
zügige Spracherwerb und eine möglichst frühe Erfassung der schulischen
und beruflichen Kompetenzen, sagt Rössel. „Partner wie
Wirtschaftskammern und Arbeitsagenturen können dies nur dann
systematisch und verlässlich realisieren, wenn dafür entsprechende,
feste Strukturen geschaffen werden.“
Um für
Auszubildende und Betriebe Planungssicherheit zu schaffen, fordern die
IHKs außerdem schon seit längerer Zeit das Modell „3+2“. Sie wollen die
staatliche Zusicherung, dass Flüchtlinge während einer dreijährigen
Ausbildung und einer sich anschließenden mindestens zweijährigen
Beschäftigung nicht abgeschoben werden. „Diese Regelung ließe sich
kurzfristig auf Landesebene umsetzen“, sagt Rössel.
Einige
der befragten Betriebe haben bereits Erfahrungen mit der Beschäftigung
von Flüchtlingen. Neun Prozent haben Flüchtlinge als Hilfsarbeiter im
Einsatz, bei fünf Prozent der Befragten arbeiten Flüchtlinge als
Auszubildende, bei vier Prozent als Facharbeiter. „Langfristig wird die
Zuwanderung der Wirtschaft helfen, dem Fachkräftemangel
entgegenzuwirken", sagt Rössel. Jetzt gelte es, dafür die Weichen zu
stellen. „Wir denken dabei aber vor allem auch an die Menschen, die bei
uns eine Perspektive suchen. Ausbildung und Arbeit sind aus unserer
Sicht ein zentraler Schlüssel, damit deren Integration gelingt und sie
eine Zukunft in unserem Land haben."
Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung erhalten Sie hier.
Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung erhalten Sie hier.